5. März 2015

Spuren im Schnee

Tief verschneite Wiesen münden in geheimnisvoll dunkle Tannenwälder, sanfte Hügel in reinem Weiß setzen sich fließend ineinander fort, kein Laut ist zu hören, friedliche Ruhe breitet sich im Herzen und in der Natur aus. Nur die fast jungfräulich anmutende Landschaft wird hie und da von zarten Spuren im Schnee unterbrochen.

Zögerlich gesetzte Schritte, die zunächst in die eine, dann in großem Bogen in die andere Richtung führen,  lassen ein Reh vermuten, das, wohl auf der Suche nach Futter, sich von seinem Instinkt leiten ließ. Gleich daneben lassen zwei knapp hintereinander gesetzte Tritte, gefolgt von einem kräftigen, leicht verwischten Abdruck eine hektische Flucht Meister Lampels vermuten, während zwei Fußspuren unterschiedlicher Größe in unmittelbarer Nähe darauf schließen lassen, daß hier auch Menschen unterwegs waren.

Bei näherer Betrachtung waren dies vielleicht Vater und Sohn oder auch Mutter und Tochter oder keins von beiden. Knapp nebeneinander verlaufend zeichnen die Spuren den Weg der beiden Menschen nach. Das Kind muß fast doppelt soviele Schritte wie der Erwachsene machen, zwischendurch kreuzt die Kinderspur jene des Erwachsenen, um nach einiger Zeit wieder parallel zu dieser zu verlaufen. Die Schritte des Erwachsenen wirken neben den Fußabdrücke des Kindes nicht nur viel größer, sondern gesetzter, gefestigter, aber auch behäbiger. In regelmäßigem Abstand ziehen sie eine gerade Spur durch den Neuschnee.

Ein kleiner Pfad schlängelt sich nach kurzer Zeit vom breit ausgetretenen Hauptweg ins Dickicht hinein, doch achtlos geht der Erwachsene daran vorüber.  Da plötzlich,  ein paar Schritte weiter dreht sich der Fußabdruck leicht nach außen, ein Zögern wird erkennbar und tatsächlich, der zweite Fuß dreht sich, noch mehr, in dieselbe Richtung. Und auf einmal kommen die Fußsohlen wieder in entgegengesetzter Richtung auf einen zu. Was war geschehen?! Auch hier liegt die Antwort wieder buchstäblich im Schnee: das Kind war neugierig geworden und ist behend den schmalen Pfad entlang, ins Dickicht entfleucht!  Dem Erwachsenen blieb also fast keine Wahl, wollte er das Kind nicht aus den Augen verlieren, als sich auf die Neugier, Energie und die ungestüme Lebensfreude des Kindes einzulassen und selbigen nachzugehen.

Welche Erlebnisse er dadurch wohl hatte?  Vielleicht ist ihm ein scheues Reh begegnet, ein aus dem Unterholz aufgescheuchter Hase, ein Schneeball entgegengeflogen oder einfach wieder eingefallen, wie schön es ist auf kleinen, abseits gelegenen Wegen Lust zu wandeln, sich treiben zu lassen, kein Ziel zu haben, nur das Gehen an sich zu genießen und ganz im Augenblick zu sein..

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Was wäre eine Wolkenreise ohne die entsprechenden Begleiter?! Ich bin nicht gerne allein unterwegs und freue mich, wenn Du mir zu meinen "Ausflügen" in die jeweiligen kleinen Wolkenwelten Feedback oder Anregungen gibst.