Omsch, liebevoll für Oma, ist ein sehr berührender Film von und mit
Edgar Honetschläger, vordergründig zunächst über Pauline Schürz, eine
betagte Frau und ihren Alltag, erzählt von ihr selbst, manches Mal auch
im Off-Ton aus der Perspektive des Regisseurs.
Blickt man tiefer, bietet der Film soviel mehr:
Zum einen eine Ahnung, welche Herausforderungen, aber auch schöne
Momente das Alter bietet: allein eine Straßenüberquerung zu einem
Geschäft auf der gegebenüberliegenden Straßenseite ist plötzlich ein
fast unüberwindbares Hindernis, ein Spießrutenlauf zwischen
verschiedensten Verkehrsteilnehmern, die alle ihrer eigenen
Geschwindigkeit nachgehen. Dann jedoch folgen Tage und Momente voller
Dankbarkeit, in denen selbst ein kurz gesagtes, liebes Wort, eine
herzliche Geste den alten oder alternden Menschen wieder Jahre jünger
fühlen und sprichwörtlich Bäume ausreisen lassen, in denen man zufrieden
auf sein gelebtes Leben zurückblicken darf und kann, nicht wünschend es
anders gelebt zu haben.
Zum andern erhält man in „Omsch“
Einblicke in eine altersweise Haltung, die sich aber auch genauso
schnell in Egoismus, Verzweiflung und Angst verwandeln kann. Dinge, die
in der Jugend aufregen oder peinlich sind, verlieren im Alter ihre
unangenehme Seite. Humorvoll von Pauline Schürz umschrieben, könne man
sich im Alter eigentlich alles erlauben. Man darf sich erlauben schlecht
zu hören, schlecht zu sehen, schlecht zu gehen. Gar so einfach ist es
aber auch für sie in manchen Momenten nicht und hier klingen in
bestimmten Filmpassagen nicht nur Nachdenklichkeit über den Sinn des
gelebten und des noch möglichen Lebens, sondern auch Verzweiflung und
Angst in gesundheitlich, psychisch beeinträchtigten oder einsamen
Momenten durch.
Der Film beschönigt nichts, auch nicht das Thema
des Generationenkonflikts, liegen doch zwischen Edgar Honetschläger und
Pauline Schürz mehrere Jahrzehnte Altersunterschied. Aus dem Off hört
man Honetschläger über Egoismus, Sturheit und Vereinnahmung seiner
Nachbarin klagen, gleichzeitig ist die ganze Filmdauer hindurch viel
Verständnis, Neugier, Respekt und Interesse auf beiden Seiten spürbar.
Die unterschiedliche Lebensweise wird wunderbar durch die Kameraführung
kontrastiert: eine ruhige, reduzierte Kameraführung, die Langsamkeit,
Bedächtigkeit und gleichzeitig Reife des Alters förmlich spürbar macht.
Im Gegenzug zeigen schnelle, unruhige, manchmal Unschärfe bewusst
einsetzende, mit manch dissonanten Tönen hinterlegte Filmaufnahmen die
Rastlosigkeit, auf der Suche seiende, für manches Wagnis bereite Jugend.
Eingerahmt
wird Omsch von ansprechenden Texten aus dem Fundus Honetschlägers
selbst (intensive und literarisch wunderschön ausformulierte Passagen
aus immer wiederkehrenden Briefwechsel zwischen Omsch und Edgar
Honetschläger) und Zitaten von Pascal Mercier sowie Fernando Pessoa, die
dem Film noch eine weitere bereichernde Note verleihen.
Wer
Interesse am Alltag alter Menschen hat, erfühlen möchte, welche
Herausforderungen und Bereicherungen das Leben trotz mancher
Einschränkungen bieten kann, einen ungeschönten, aber umso
authentischeren Blick auf generationsübergreifende Beziehungen werfen
möchte und bereit ist sich auf einen Film mit Nachwirkung und Lust auf
ein nochmaliges Ansehen einzulassen, dem sei Omsch wärmstens empfohlen.
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